GREGOR SCHRÖDER
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Gregor Schröder
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Märchen
Kunstmärchen
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In Kürze finden Sie auf den entsprechenden Seiten die obengenannten Märchen als Texte im PDF-
Januar 2019
(Der folgende Text folgt weitgehend den sehr empfehlenswerten Darstellungen von Stefan Neuhaus und Katrin Pöge-
Märchen (Verkleinerungsform zu mhd. mære = „Kunde, Bericht, Erzählung, Gerücht“) sind Prosatexte, die von wundersamen Begebenheiten erzählen. Sie bilden die vielschichtigste, faszinierendste und älteste, jedoch aufgrund der meist ungesicherten Herkunft und des unbekannten Autors am schwierigsten zu analysierende literarische Gattung (s.u.).
Märchen treten in allen Kulturkreisen auf. Im Gegensatz zum mündlich überlieferten und anonymen Volksmärchen steht die Form des Kunstmärchens (s.u.), dessen Autor bekannt ist. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff Märchen insbesondere durch die Sammlung der Brüder Grimm geprägt, deren Märchensammlung gehört zum am weitesten verbreiteten deutschen Buch aller Zeiten gehört und in über 160 Sprachen übersetzt ist.
In den schriftlichen Zeugnissen aller frühen Hochkulturen finden sich märchenhafte Züge. Aus dem alten Ägypten sind viele Zauber-
Schon im 16. und 17. Jahrhundert schufen die Italiener Giovanni Straparola und Giovanni Battista Basile ganze Märchenzyklen (s.u.). Die sogenannten Feenmärchen waren im Frankreich des 17. Jahrhunderts sehr beliebt als Unterhaltung für den Adel. Ab 1704 erschloss die Übersetzung der „Geschichten aus 1001 Nacht“ von Antoine Galland neue Märchenwelten. Bereits 1697 hatte Charles Perrault eine französische Märchen-
Im Unterschied zur Sage und Legende sind Märchen frei erfunden und ihre Handlung ist weder zeitlich noch örtlich festgelegt. Allerdings ist die Abgrenzung vor allem zwischen mythologischer Sage und Märchen unscharf, beide Gattungen sind eng verwandt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Märchen Dornröschen, das etwa von Friedrich Panzer als märchenhaft ‚entschärfte‘ Fassung der Brünnhilden-
Neben Märchen, Sage und Legende gibt es noch weitere Erzählformen wie Schwank, Witz, Rätsel, Novellen etc. die sich teilweise überlappen, so dass es Mischformen wie Schwankmärchen, Legendenmärchen, Rätselmärchen, Tiermärchen etc. gibt. Dies soll die nachstehende Abbildung veranschaulichen:
Charakteristisch für Märchen ist unter anderem das Erscheinen phantastischer Elemente in Form von sprechenden und wie Menschen handelnden Tieren, von Zaubereien mit Hilfe von Hexen oder Zauberern, von Riesen und Zwergen, Geistern und Fabeltieren (Einhorn, Drache usw.); gleichzeitig tragen viele Märchen sozialrealistische oder -
Erst im 18. Jahrhundert begann der Siegeszug des Märchens als Sammelbegriff für die Gattung. Dabei wird vor allem an die französischen Feenmärchen angeschlossen, die conte de fees, ins Englische übersetzt als fairy tales. Märchen wird seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert oft synonym mit Volksmärchen verwendet. Seine besondere, bis heute gültige Prägung erfuhr der Begriff zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der deutschen Romantik durch die Kinder-
Hier ist zunächst der traditionelle Zugriff auf das Volksmärchen als ursprüngliches Märchen oder als Märchen im engeren Sinn zu erläutern. Eine ältere Begriffsbestimmung lautet: Zum Begriff des Volksmärchens gehört, dass es längere Zeit in mündlicher Tradition gelebt hat und durch sie mitgeformt worden ist, während man das Kunstmärchen zur Individualliteratur rechnet, geschaffen von einzelnen Dichtern und genau fixiert, heute meist schriftlich, in früheren Kulturen durch Auswendiglernen überliefert. Das hier betonte Definitionsmerkmal der mündlichen Tradierung ist heute nicht mehr haltbar. Die mündliche Weitergabe von Märchen – womöglich durch eine alte Bäuerin, die sie ihren Enkeln abends am Kaminfeuer erzählt – ist ein Mythos. Auch die Brüder Grimm haben ihre Märchen entweder älteren Märchensammlungen entnommen oder von „überdurchschnittlich gebildete(n) Frauen aus gutsituierten Familien“ erhalten (besonders von Marie Hasenpflug sowie Mutter und Tochter Wild, Heinz Rölleke, S.76, s.u. Nr.19) und dann im Sinne ihrer „Kinder-
Alle Märchen haben einen Autor, selbst wenn sich dieser heute nicht mehr feststellen lässt. Dass Autoren voneinander abgeschrieben haben, ist nichts Neues und schon gar kein Grund, eine Überlieferung durch das ,Volk' -
Das Besondere der mündlichen Tradierung soll nicht geleugnet werden, es gilt nur, seine Bedeutung zu relativieren. Da bis ins 18. Jahrhundert schriftliche Zeugnisse u.a. in Deutschland fehlten oder schwer zugänglich waren, weil die Märcheninteressierten Analphabeten waren, sind zweifellos durch das mündliche Erzählen Veränderungen vorgenommen worden, die sich gehalten haben oder wiederum Grundlage für weitere Veränderungen wurden (nach dem Prinzip der ,stillen Post'). Solche Vorgänge lassen sich heute nicht mehr rekonstruieren, und es scheint deshalb müßig, darüber nachzudenken, ob man die Personen, die stoffliche Veränderungen initiierten, als Autoren etikettiert. Auch Lüthis Begriff des „Zurechterzählens“ (Lüthi, s.u. Nr.12) im Sinne einer Vervollkommnung und Weiterentwicklung hilft bei einer fachgerechten Interpretation nicht weiter.
Volksmärchen, für die prototypisch die Kinder-
Das Volksmärchen ist sprachlich einfach; es gibt hauptsächlich Hauptsätze, keine schwierigen Vokabeln und immer wiederkehrende Formeln. Auch die Symbolik und Metaphorik ist einfach und einprägsam. Die wichtigsten Symbolzahlen finden Verwendung: 3, 4, 7, 12 und 13.
Ihre Entstehung verdanken die Märchen dem Bedürfnis nach einer gemeinsamen Kultur und Geschichte der deutschsprachigen Gebiete sowie nach politischer Einheit und dem nach Transzendenz.
Mit der Französischen Revolution wurde die alte politische Ordnung des Feudalstaates in Frage gestellt, das moderne Konzept der Nation wurde populär. Grundlage waren die politische Partizipation des Bürgertums und das Aufgehobensein in einer Gruppe, die sich mit der eigenen Nation identifizierte. Durch die napoleonische Besetzung und die anschließende Restauration überkommener Ordnungen auf dem Wiener Kongress von 1815 war das Bürgertum aber weiterhin von Mitbestimmung und nationaler Identitätsbildung weit entfernt -
Mit Ausgang des 18. Jahrhunderts entstand ein wieder stärkeres Bedürfnis nach Transzendenz. Die Religion hatte als alleiniger Wegweiser durch das Leben ausgedient, die Entwicklung der Naturwissenschaften und der technische Fortschritt hatten dem Individuum bisher ungeahnte Freiheiten gebracht. Die Kehrseite von Freiheit und Wohlstand war Orientierungslosigkeit, auch fehlende Geborgenheit als Teil eines größeren Ganzen. Gesellschaftlich-
Das Märchen steht zwischen Realität und Transzendenz und bietet sich deshalb wie keine andere Gattung an, die divergierenden Bedürfnisse zu erfüllen. ,,Im Märchen findet im Glauben an seine Naivität, Reinheit und Volkstümlichkeit der Wunsch nach Harmonie, Gerechtigkeit und überzeitlicher Weltordnung eine fassbare Gestalt.“ (Sinjawskij, S.26f., s.u., Nr. 25). Es bietet Trost im Alltag und ist offen für jede Art von Glauben, der über die täglich-
Die Moral des Märchens deckt sich gelegentlich mit der christlichen Moral, aber auf eine ganz eigene Art. Das Gute triumphiert nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden, und zwar in der Regel mit Hilfe der Magie. Die Belohnung des Guten geht mit sozialer Flexibilität einher, das bekannte Spektrum reicht vom Königssohn über den Schneider bis zum Aschenputtel.
Alle Rollen bieten hervorragende Identifikationsmöglichkeiten: Ein Königssohn würde jeder gerne sein, der ,normale' Leser ist aber eher ein Schneider oder ein Aschenputtel -
In der Popularisierung der Gattung um 1800 wird ihre Funktionsgebundenheit ganz deutlich. Die Frühromantiker entwickelten den Begriff des Goldenen Zeitalters, einer mythischen Vorzeit, in der die Natur eins war, eine säkularisierte Vorstellung vom Paradies. Dieses Zeitalter war gekennzeichnet durch Intuition, die Allverbundenheit war selbstverständlich. Dem folgte das -
Dieses abstrakte Konzept ist – wie für die Romantik üblich – nirgendwo aus formuliert und nur bruchstückhaft entwickelt worden. Schließlich lebte man im Zeitalter der Spaltung, dem das Fragment angemessen war. Zugleich konnte das Fragmentarische in seiner Zusammenstellung kaleidoskopartig das künftige Goldene Zeitalter erahnen lassen. In den Schriften von Friedrich Schlegel, Novalis und E.T.A. Hoffmann (etwa in der Atlantis-
Wie dem Fragment kommt dem Märchen schon theoretisch eine besondere Rolle zu, da es (im Volksmärchen) in der Zeit unmittelbar nach der Spaltung angesiedelt ist oder (im Kunstmärchen) die Verbindung der Lesergegenwart zur mythologischen Vorzeit knüpft. Deshalb ist Wunderbares weitgehend alltäglich, und deshalb können Tiere sprechen -
Der größte Teil der Märchenforschung beschäftigt sich mit den Volksmärchen oder Feenmärchen, denen eine mündliche Überlieferung zugrunde liegt oder liegen soll. Die zahlreichen Übereinstimmungen von Themen und Motiven der Märchen aus aller Welt haben viele Forscher inspiriert, Gemeinsamkeiten festzustellen und sich auf die Suche nach dem Ursprung dieser Themen und Motive zu machen.
Letztlich bleibt aber wohl nur als Grund für die Attraktivität von Volksmärchen festzustellen, dass sie allgemein menschliche Probleme (sexuelle Reifung, Geschlechter-
Aus der Perspektive der Literaturwissenschaft handelt es sich immer in erster Linie um literarische Texte, die folglich einen Autor oder mehrere Autoren oder Bearbeiter haben, auch wenn frühere Fassungen nicht bekannt sind und die Genese der Texte nicht dargestellt werden kann. Gerade bei einfachen Motiven wie Heirat, Konflikte zwischen Eltern und Kindern, Figuren mit magischen Fähigkeiten, sprechende Tiere o. Ä. wird es nicht möglich sein, einer solchen Genese auf die Spur zu kommen, und es fragt sich daher, ob der bisher in dieser Richtung betriebene Aufwand wissenschaftlich gerechtfertigt ist. Dass natürlich jeder Leser mit Märchen auf seine Weise umgehen, sie für persönliche oder gruppenspezifische Sinnstiftungsprozesse einsetzen kann, bleibt unbenommen.
Nachstehend eine kurze Zusammenfassung der Hauptmerkmale von Volks-
1. Eindimensionale Handlung (Diesseits und Jenseits nicht getrennt) und Wirklichkeitsferne: Die Motive entstammen der Wirklichkeit, werden aber durch magische und mythische Elemente entwirklicht.
2. Andeutender Erzählstil. Märchenmotive wie Liebe, Hass, Hilfsbereitschaft, Grausamkeit, Opferbereitschaft, Mord, besonders aber Sexualität und Erotik werden oft nur angedeutet und nicht ausführlich geschildert.
3. Abstrakter Stil, nur aneinandergereihte Erzählstränge, die stets dem Helden folgen,
4. Isolation und Allverbundenheit der Episoden und Märchenfiguren, die nicht aus Erfahrung lernen,
5. Allmächtige Natur und Naturkräfte, Gegenstände mit magischer Wirkung (Zauberstab, -
Auftreten fantastischer Elemente wie Verwandlungen, sprechende Tiere und Zauberkräfte
6. Keine individuellen Personennamen, nur Allerweltnamen wie Hänsel und Gretel,
7. Flächenhaftigkeit der Figuren ohne individuelle Körper-
8. Zahlen 3,4,7,12,13; dreifache, ähnliche Handlungswiederholung mit entscheidender Wendung beim 3. Mal
9. Formelhafte Redewendungen und Verse,
10. Starke Gegensätze (schön/hässlich, gut/böse, dick/dünn etc.),
11. Glückliches Ende: Das Gute siegt, das Böse wird bestraft.
12. Unbestimmte Orts-
13. Autor und Entstehungszeit unbekannt,
14. Mündliche und schriftliche Realisierung des Märchens als Kunstwerk,
15. Funktionen: Unterhaltung, psychodramatische Konfliktbewältigung, Einbettung in eine Erzählgemeinschaft
Mangel und/oder Konflikt am Anfang, Unselbständigkeit von Held/Heldin
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Ein Kunstmärchen ist „eine individuelle Erfindung mit unverstelltem Kunstcharakter".10 Das Kunstmärchen ist das Produkt eines einzelnen Autors, doch reicht dies, wie wir gesehen haben, für eine klare Trennung vom Volksmärchen nicht aus." Das Kunstmärchen zeichnet sich durch viele inhaltliche Merkmale aus, die denen des Volksmärchens genau entgegengesetzt sind. Die Handlung von Kunstmärchen ist nicht linear, es gibt Nebenhandlungen und zeitliche Rückblenden. Zur Komplexität der Handlung addiert sich jene der Sprache -
Mit dem Volksmärchen stimmt das Kunstmärchen darin überein, dass es eine durch Mangel gekennzeichnete Ausgangssituation gibt. Bei der Suche nach einer Lösung begegnen dem Protagonisten wunderbare Gegenstände und Figuren. Die Symbolik und die Metaphorik sind ausgefeilt und originell, lehnen sich aber an die Muster des Volksmärchens an.
Das Kunstmärchen bedient sich häufig des Stilmittels der Ironie. Das hängt mit dem wichtigsten Unterschied zusammen, der die Modernität des Kunstmärchens begründet: Geschildert wird nicht ein geschlossenes Weltbild, sondern eine fragmentarisch erfahrbare, problematische Welt, in der sich ein Subjekt bewegen muss, das sich auch seiner selbst, vor allem der eigenen Wahrnehmung, nicht sicher sein kann.
Das Wunderbare ist konsequenterweise nicht Bestandteil der Wahrnehmung aller Figuren. Oftmals finden sich zwei Handlungsebenen, die man eigentlich genauer als Wahrnehmungsebenen bezeichnen müsste, da es vom Subjekt abhängt, ob es das notwendige Sensorium für Dinge mitbringt, die sich mit Naturgesetzen nicht erklären lassen (hier spannt sich ein historischer Bogen von Hoffmanns „Der goldne Topf“ bis Rowlings „Harry Potter“). Die Trennung der beiden Welten ist graduell sehr unterschiedlich, sie kann auch in die Wahrnehmung des Lesers verlagert werden (wie in Tiecks „Der blonde Eckbert“).
Volksmärchen
i.d.R. gemeinsame Merkmale
Volkskundliche Deutungsansätze versuchen u.a. Motive in Märchen zu identifizieren (Brackert, Röhrig, Rölleke, Scherf, Uther u.a., s.u., Nr.2,17,19,20,25), die sie in Analogie zu Riten und Bräuchen der Gesellschaft setzen. Die Kontextualisierung von Märchenmotiven ist sicher aufschlussreich, doch dadurch kann ein möglicher Sinn eines konkreten Textes nicht erschlossen werden, wenn nicht zuvor ein hermeneutischer Verstehensprozess initiiert wurde. Volkskundliche Deutungen verfolgen aber in der Regel andere Ziele.
Diese in den späten 1960er Jahren entstandenen Deutungsansätze kritisierten die Märchen u.a. als oft grausam und damit pädagogisch schädlich und unterschieden zwischen ideologisch korrekten früheren, einfacheren Märchentexten und den ideologisch inkorrekten, die später von namhaften Autoren verfasst wurden. Richtig ist, dass Märchen affirmativ oder subversiv wirken können. Jedoch haben sie vorwiegend mimetische Funktion, indem sie die zeitgenössische Realität – auch manchmal kritisch – spiegeln. Die prinzipielle Deutungsoffenheit des literarischen Textes, also das, was Literatur von Sach-
Neben anderen hat Max Lüthi ein Typensystem vorgestellt, in dem die ‚eigentlichen Märchen‘ von Schänken und Sagen unterschieden und größtenteils als Zauber-
Bereits 1928 hatte Wladimir Propp eine invariable Gesamt-
Auf welche verschiedenen Arten man einen Text lesen kann, wenn man erst einmal dessen Struktur identifiziert hat, ist aus heutiger Perspektive viel lohnender als das Klassifizieren und Einteilen nach Merkmalen.
Ein in der Märchenforschung wichtiger Ansatz geht zurück auf den Schweizer Psychoanalytiker C.G. Jung (1875-
Heute bekanntester Vertreter der tiefenpsychologischen Interpretationsrichtung ist der Theologe Eugen Drewermann, der zahlreiche Interpretationen insbesondere von Grimms Märchen vorgelegt hat. Bei ihm vermischen sich allerdings tiefenpsychologische, entwicklungspsychologische, anthropologische und religiöse Deutungsmuster. Für ihn ist Hänsel und Gretel die Kindheitsgeschichte schlechthin: „Da überlebt ein Junge das ‚Gefressenwerden‘ durch den ‚Hunger‘-
Um es ganz deutlich zu sagen: Im Märchen ist nicht jeder Stab o.Ä. ein Phallussymbol, nicht jedes Blut Menstruationsblut, nicht jede Frau eine uralte Göttin, Erd-
Bei manchen Märchen stoßen wir an einigen Stellen eindeutig an interpretatorische Grenzen, da wir oft weder die ursprüngliche Fassung noch Entstehungszeit, -
Einer der wichtigsten Vertreter dieser Richtung ist der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim (1903-
Trotzdem kann die Beschäftigung mit Märchen gerade in Zeiten sich weiter auflösender Ideologien und postmoderner Beliebigkeit Teil der psychischen Hygiene werden – als eskapistische Lektüre, also als grandioses Abenteuer außerhalb der als unbefriedigend empfundenen Realität, oder als Spiegelbild zur Realität, mit deren Hilfe Erkenntnisse möglich werden, die nach der Lektüre weiterwirken.
Neben weiteren Analysemethoden soll hier der m. E. wichtigste, philologische Deutungsansatz zur Sprache kommen, den ich mit Neuhaus (S. 48ff.) für den geeignetsten halte, da er induktiv sowie textorientiert vorgeht und nicht deduktiv seine Erkenntnisse von spezifischen Theorien oder Theoremen ableitet. Daneben werde ich versuchen, auch die anderen Deutungsansätze, soweit sinnvoll, mit heranzuziehen, sowie auch psychologische Aspekte zu berücksichtigen.
Die Vielfalt und subjektive Bedeutsamkeit jeder der oben beschriebenen Deutungsmöglichkeiten von Märchen soll damit nicht eingeschränkt werden. Oft finden Leser/Hörer/-